Janze Völker mösse Huus un Lank verloote

 

Zehnte Mundartmesse in Büttgen / Bewegende mundartliche Schilderung des Flüchtlingselends


Zehn Jahre ist es her, dass es in Büttgen zum ersten Mal hieß: „Mer senge on bäene op Büttscher Platt“. Zunächst starteten die Initiatoren vom Mundartstammtisch mit nicht allzu übertriebenen Hoffnungen. Längst ist man aber in die neue Aldegundis-Pfarrkirche „umgezogen“, denn wenn die Mundartmesse angesagt ist, kommen so viele Menschen in die Büttgener Kirche, wie normalerweise nur an hohen Feiertagen. Auch die nunmehr zehnte Mundartmesse am Samstagabend war überaus gut besucht. Und in diesem Jahr meinte so mancher Gast überzeugt: „Das kann nicht mehr übertroffen werden.“

Michael Rademacher, der „Baas“ vom Mundartstammtisch, hatte sich beim „Übersetzen“ und Texten selbst übertroffen und sein berühmtes „Kläuken“ für das bewiesen, was den Menschen allgemein und aktuell auf der Seele brennt. Viele Textstellen wären eigentlich zu zitieren. Doch die aktualisierte mundartliche Version auf die Melodie „Großer Gott wir loben dich“ war schlichtweg herausragend und es gab niemanden, dem das nicht unter die Haut ging. Texter Michael Rademacher bezog sich auf das aktuelle Weltgeschehen, wenn es da beispielsweise hieß: „Herjott mer send bald am Eng – ueverall es Nuet op Äede. Nämm unges Vatter bej de Häng – lot unges domöt väedich wäede.“ Gott also solle uns an seine Hand nehmen, damit wir mit der Not auf Erden fertig werden können. Drastisch klang im gleichen Lied die mundartliche Schilderung des Flüchtlingselends: „Janze Völker send om Treck – mösse Huus on Lank verloote. Wä net loope kann de vreck – en de Jöös on op de Stroote … “ Bemerkenswerterweise sangen wirklich alle mit, viele mit Tränen in den Augen.

Herausgestellt werden muss an dieser Stelle auch die herausragende Leistung des „Oswald-Ensembles“ unter der Leitung von „Karajan“ Oswald Schmitz. Gekonnt wurde da beispielsweise das „Salve Regina“, „Kyrie“ oder auch das „Sanktus“ mundartlich umgesetzt und bewiesen, dass die Messfeier immer wieder neu, lebendig und ansprechend sein kann. Auch Brigitte Werbitzky, die sich sehr stark für Kirche und Brauchtum engagiert, setzte Akzente etwa in den Fürbitten: „Motter Maria – kannste mech net enne Deu jäeve … „

Und Pfarrer Josef Brans, dem Büttscher Platt noch recht fremd ist, assistierte seinem Amtsvorgänger Pastor Heinz Hintzen, der in diesem Jahr mit der „Jan-von-Werth-Plakette“ ausgezeichnet worden war, und meinte zum Schluss voll Anerkennung: „Heinz, ich bin ‚janz platt´ wie jut du dat kannst.“

Karin G. Meurer

WZ Neuss vom 22.10.2001